Stadtgeschichte Metzingen
Die Stadt der sieben Keltern. Die ersten Siedlungsspuren auf der Markung Metzingen reichen bis in die Jungsteinzeit vor 3.500 Jahren zurück, wie Funde aus jener Zeit bezeugen. Nach den Kelten und den Römern gründeten die Alemannen hier eine Siedlung, die nach dem Sippenältesten Matizzo den Namen Metzingen trägt.
Im 7. Jahrhundert spaltete sich von der Metzinger Markung der heutige Teilort Neuhausen an der Erms ab, während der Stadtteil Glems als Tochtersiedlung von Dettingen an der Erms entstand. Mit der Christianisierung der Alemannen erhielt Metzingen eine dem heiligen Martin geweihte Kirche, die zugleich als eine der Urpfarreien des Ermstals anzusehen ist, und später zu einer Wehrkirche ausgebaut wurde.
Im Jahr 1075 wird Metzingen im Hirsauer Formular mit dem Adeligen Eberhard von Metzingen erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort selbst erscheint erstmals 1089 im Bempflinger Vertrag. Damals übergaben die Grafen von Achalm nach der Gründung des Klosters Zwiefalten die Hälfte des Ortes und der Kirche in Metzingen an ihren Neffen, den Grafen Werner von Grüningen. Zur selben Zeit kam Neuhausen an das Kloster Zwiefalten, unter dessen Herrschaft der Ort bis zum Jahr 1750 verblieb.
Infolge der verkehrsgünstigen Lage entwickelte sich Metzingen zu einer stadtähnlichen Siedlung und bekam Marktrechte verliehen. Die angebliche Verleihung von Stadtrechten im Jahr 1152 durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa läßt sich urkundlich nicht belegen.
In Metzingen hatte damals die Familie der Herren von Metzingen bzw. der Stöffeln von Weinberg ihren Sitz. Eine ihrer Burganla¬gen befand sich auf dem Metzinger Weinberg. Im Jahr 1317 verzich¬teten die Herren von Stöffeln auf ihren Anteil von Metzingen zugunsten der Grafen von Württemberg, die den anderen Teil vermutlich schon Mitte des 13. Jahrhunderts erworben hatten. Damit stand den Württembergern zwar die Ortsherrschaft zu, der Grundbesitz war aber nach wie vor auf verschiedenste Herrschaften aufgesplittert. So hatten die Klöster Zwiefalten, Offenhausen, Hirsau und Bebenhausen in Metzingen Besitz, zu denen später noch die Universität Tübingen hinzukam. Die Grundherren bezogen aus Metzingen neben anderen Naturalien auch Wein, der schon damals in den 1283 erstmals erwähnten Keltern gepreßt wurde.
Graf Eberhard im Bart machte Metzingen 1489 zum Sitz eines Unteramts. Nach der Jahrhundertwende wurde die Martinskirche in spät¬gotischen Formen neu errichtet. Neben einem Badhaus besaß der Marktflecken seit 1529 eine Schule.
Unter Herzog Ulrich von Württemberg erfolgte 1537 die Einführung der Reformation. Die Metzinger wurden evangelisch, was zu Konflikten mit dem Kloster Zwiefalten führte, das hier das Patronatsrecht für die erste Pfarrstelle besaß.
Am Ende des 16. Jahrhunderts war in Metzingen durch den florierenden Weinbau ein gewisser Wohlstand vorhanden, was sich vor allem auch in einem starken kommunalen Selbstbewußtsein manifestierte. Schon 1562 errichteten die Metzinger ein Rathaus und 1613 konnte der Turm der Martinskirche nach Plänen von Heinrich Schickhardt in Renaissanceform vollendet werden. Von Herzog Johann Friedrich bekamen die Metzinger 1616 ein eigenes Siegel mit dem Krauthaupt und der württembergischen Hirschstange verliehen, das heute noch im Gebrauch befindliche Stadtwappen.
Ein jähes Ende fand die Blütezeit in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 erlitt Metzingen starke Zerstörungen; der halbe Ort mit dem Rathaus und einem Teil der Keltern wurde niedergebrannt. Die nachfolgende Pest raffte zwei Drittel der Bevölkerung dahin.
Von den herben Verlusten hatte sich die Stadt erst im 18. Jahrhundert wieder erholt. Neben dem Bauern- und Weingärtnerstand entwickelte sich nun das Textil- und Gerberhandwerk. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Metzingen Ansätze zur Industrialisierung. 1820 und 1824 entstanden die ersten Textilfabriken am Ort.
Durch ein stetes Wachstum stieg die Bevölkerungszahl seit dem Ende des 18. Jahrhunderts stark an. 1831 zählte Metzingen 4084 Einwohner. Auf Antrag der Zünfte wurde Metzingen am 21. September 1831 durch König Wilhelm I. zur Stadt erhoben.
Mißernten und Hungerjahre beeinträchtigten die Aufwärtsentwicklung in den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts, was zu verstärkten Auswanderungen nach Nordamerika führte. Damals herrschte auch in Metzingen Not und Armut.
Der Eisenbahnanschluß im Jahr 1859 war ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung Metzingens. In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche kleinere Industriebetriebe, so Gerbereien und Textilfabriken, aber auch Betriebe im metallverarbeitenden Gewerbe und in der chemischen Industrie. Zahlreiche Metzinger Unternehmer kamen bis zur Jahrhundertwende zu einem gewissen Wohlstand, was heute noch an den Fabrikantenvillen aus dieser Zeit ablesbar ist.
Unter den Stadtschultheißen Friedrich Caspar und Wilhelm Carl entstanden in der Zeit des Kaiserreichs eine ganze Reihe neuer öffentlicher Einrichtungen, so die Alte Turnhalle, die Hindenburgschule und der Schlachthof; damals erhielt auch das aus dem 17. Jahrhundert stammende Alte Rathaus seine heutige Form.
Der Erste Weltkrieg brachte für Metzingen einen tiefen Einschnitt. 192 der ausmarschierten Soldaten kehrten nicht wieder in die Heimat zurück. Während der Inflation und der Weltwirtschaftskrise in den zwanziger und zu Beginn der dreißiger Jahre gab es auch in Metzingen zahlreiche Arbeitslose; viele Betriebe mußten schließen. Die Stadt suchte dem mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen entgegenzuwirken.
Bei der Feier zum hundertjährigen Stadtjubiläum im Jahr 1931 konnte Bürgermeister Carl den württembergischen Staatspräsidenten Eugen Bolz in Metzingen begrüßen, doch zwei Jahre später, Anfang 1933, ging die Entwicklung mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in eine ganz andere Richtung. Bald wurden alle linksorientierten Parteien und Vereine, darunter die in Metzingen stark vertretene KPD, aufgelöst und ein Teil ihrer Mitglieder in Schutzhaft genommen. Durch eine Umbildung erfolgte die Gleichschaltung des Gemeinderats. So fiel der seit 1932 mit drei Sitzen im Gemeinderat vertretenen NSDAP plötzlich die Mehrzahl der Gemeinderatsmandate zu. Die Nationalsozialisten richteten auf dem Säbühl eine Gaubeamtenschule ein. Im Rahmen der Judenverfolgung wurden eine in Metzingen wohnhafte jüdische Familie deportiert.
Während des Zweiten Weltkriegs blieb Metzingen von Zerstörungen weitgehend verschont, jedoch waren über 500 Gefallene und Vermißte zu beklagen. Am 19. April 1945 wurde Metzingen durch die Amerikaner weitgehend kampflos besetzt, denen wenige Tage später die Franzosen folgten.
Durch den verlorenen Krieg kamen zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene nach Metzingen, für die neue Bleiben errichtet werden mußten. Durch den Wirtschaftsaufschwung konnten diese Aufgaben, wie auch die Schaffung einer neuen Infrastruktur und neuer Arbeitsplätze in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren bewältigt werden. Damals entstanden zahlreiche Neubaugebiete, so unter anderem die Siedlung Im Millert, und später der Stadtteil Neugreuth. Die Oberschule wurde in ein Gymnasium umge¬wandelt, für das auf dem Ösch ein neues Gebäude errichtet wurde. Ebenso erhielten die Neugreuthschule und die Schönbeinrealschule eigene Gebäude.
Unter Bürgermeister Eduard Kahl entstanden in den siebziger Jahren als Meilensteine der Stadtentwicklung eine neue Stadthalle und ein Hallenbad. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, denn es wurde damals beschlossen, dass jeder Bürger ein Bürgergeld für den Bau des Hallenbades zu leisten hatte. Im Zuge der Verwaltungsreform erfolgte in den Jahren 1971 und 1975 die Eingliederung der bislang selbständigen Gemeinden Neuhausen und Glems nach Metzingen. In jenen Jahren wurden erstmals freundschaftliche Bande mit der französischen Stadt Noyon geknüpft, die im Jahr 1979 zu einer festen Partnerschaft führten. Als weitere Partnerstädte kamen 1989 Hexham in England und 1992 Nagykallo in Ungarn hinzu.
In den achtziger Jahren erlebte Metzingen eine kontinuierliche Weiterentwicklung, wobei insbesondere die Stadtsanierung und die Erschließung neuer Wohn- und Gewerbegebiete Schwerpunkte bildeten. Im Rahmen der Stadtsanierung wurde 1987 bis 1990 ein neues Rathaus errichtet.
Nachdem Metzingen die Zahl von 20000 Einwohnern überschritten hatte, konnte die Stadt am 1. Oktober 1990 zur 76. Großen Kreisstadt in Baden-Württemberg erhoben werden. Infolge der zahlreichen Aufgaben, die Metzingen für die umliegenden Gemeinden übernimmt, ist sie zwischenzeitlich als Mittelzentrum nach dem Landesentwicklungsplan ausgewiesen.
Zu den bemerkenswerten Persönlichkeiten der Stadt gehören der Entdecker des Ozons, Christian Friedrich Schönbein (1799-1868), die Kunstmaler Michael Herr (1591-1661) und Friedrich Sprandel (1883-1972), die Pädagogen Philipp Jakob Völter (1757-1840), Johann Ludwig Völter (1809-1888) und Daniel Völter (1814-1865) sowie General Hans Speidel (1897-1984).
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